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gung heranzubringen. Die Lastwagen konnten nicht mehr zum Lager
fahren und luden ihre Last irgendwo ab, wo die Lebensmittel dann
oft lange in der Kälte lagen, bis wir sie mit Schlitten nach der
Arbeit heranholten. Diese Fahrten durch die verschneiten Wälder
waren von einer seltsamen Schönheit.
An unserer Arbeitsstelle erbauten wir eine Rampe aus riesigen
Stämmen direkt am Gleis. Mit Holzgas betriebene Raupenschlepper
brachten die ganzen, schon entästeten Stämme auf die Rampe; hier
wurden sie mit Motorsägen auf Länge geschnitten und verladen.
Auch zwei Winden zum Beladen der Wagen kamen heran. Doch war bei
ihrer Verwendung Vorsicht geboten. Die kleinen Wägelchen mußten
auf Befehl unglaublich beladen werden, wurden genau vermessen und
die Ladungen angeschrieben. Zur Berechnung dienten den russischen
Mädchen dabei Tabellen und Zollstöcke.
Es gelang mir, mehrfach mit unserem deutschen Lagerarzt ins Dorf
und auch in russische Haushaltungen zu kommen. Er wurde oft abends
mit Schlitten zu Kranken geholt, denen die russische Feldscherin
mit ihren wenigen Mitteln nicht helfen konnte. In mehreren Fällen
errettete er Russen vom Tode. Bis heute ist er nicht zurückgekehrt!

Eines Tages sollte ich der Mutter des Leutnants, die am Kanal
wohnte, auf einem Lastwagen Holz bringen. Anschließend waren im
Hauptlager, das noch 4 - 5 km vom Hause der Frau entfernt lag,
verschiedene Dinge für das Waldlager zu holen. Am nächsten Tage
hatte ich wieder im Wald einzupassieren.
Das Holz wurde aufgeladen, der russische Fahrer und ich fuhren
los. Es war ein wüstes Gerumpel quer durch den Wald und mir taten
alle Knochen weh, als wir an dem Hause ankamen. Eine ältere Frau
empfing uns, es war schon dunkel. Ich lud das Holz ab und stapelte
es auf dem kleinen Hof. Der Fahrer machte sich indessen an seinem
Wagen zu schaffen. Dann sprach er etwas abseits mit der Frau und
erklärte mir, der Wagen habe kein Öl mehr und ich müsse entweder
allein ins Hauptlager gehen oder bei der Frau übernachten. Ich zog
das letztere vor.
Sie bewohnte eine Stube, zwei andere Räume gehörten einem Ehepaar,
das auch ein deutsches Dienstmädchen von etwa 16 Jahren hatte.
Das Mädel hütete den Säugling der Familie und tat die Hausarbeit.
Die beiden Eltern waren noch in der Arbeit.



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