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Die Lausbuben sind dort die gleichen wie hierzulande.Anfangs leg-
ten sie uns öfter herein.Sie kamen mit Säckchen voll Machorka an
und verlangten Seife.Ihre Tabakportionen waren recht ansehnlich.
Wir prüften sie, es war alles in Ordnung.Im Lager, nachdem die
Bengel über alle Berge waren, stellten wir dann fest, daß die un-
teren zwei Drittel des Tabaks aus Häcksel bestanden.
Fahrräder und Motorräder sahen wir überhaupt keine, Personenwagen
selten.Die überragende Rolle spielte das Lastauto.Auf ihm
vollzog sich nahezu alles: Transport von Frachten jeder Art, vor
allem Menschen zu und von der Arbeit, Beförderung von Särgen und
vieles andere mehr.
Die Menschen sind im Vergleich zu uns arm, verfügen nur über pri-
mitiven Hausrat und dürfen nur soviel Land in Pacht haben, wie sie
selbst bearbeiten können.Alles Land gehört dem Staat.Eine private
Wirtschaft existiert nicht.Es gibt auch keine Bauern in unserem
Sinne.Die Gemeinden sind zu Kolchosen mit gemeinsamem Stall und
Fuhrpark, gemeinsamen Maschinen und gemeinschaftlicher Arbeit zu-
sammengeschlossen.Daneben bestehen große Staatsgüter, die Sowcho-
sen.
Oft sahen wir auch Übungen unserer Garnisonssoldaten.Sie turnten
in voller Uniform, an einfachen Geräten, gingen mit aufgepflanz-
tem Bajonett auf Puppen los oder machten Dauerläufe mit aufgesetz-
ten Gasmasken.Obwohl die Befehlsverhältnisse andere sind, als un-
sere es waren, herrscht eine strenge Disziplin.In und außer Dienst
verkehren Offiziere und Mannschaften sehr kameradschaftlich.
Auffällig war uns auch, daß die Männer allgemein großen Wert auf
Rasur und Haarschnitt legten; Bärte sind seltener geworden, Hüte
eine Seltenheit.Im Sommer wurde meist eine Sportmütze getragen,
die Frauen schmückten sich mit bunten Kopftüchern.Im Winter herrscht
die Pelzmütze.
Die russische Sprache, die wir uns auf eine Art psychotechnischer
Methode langsam aneigneten, entbehrt nicht der Schönheit, wenn
auch verschiedene Laute für uns ungewohnt sind.Zahlreiche Fremd-
wörter, auch aus dem Deutschen, kommen vor.Welch ein hübsches Wort
haben die Russen doch für Großmütterchen; "babuschka".Wenn sie
erzählen sind sie lebhaft und begleiten ihre Reden mit anschau-
licher Mimik und zahlreichen Gesten.



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