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Es hatte zu reichen für eine gründliche Toilette, Geschirrspülen
und große Wäsche.
Abends nach der Arbeit fanden in den Baracken Vorträge statt, es
gab Lektüre, kurz, man konnte sich etwas erholen.Gerüchte, von
uns "Parolen" genannt,gediehen hier besonders.
Nach einiger Zeit wurde mir das ewige Nichtstun zu langweilig
und ich meldete mich in die Holzschuhmacherei.Die Arbeitszeit be-
trug 6 Stunden.Die Holzsohlen wurden fertig anscheinend aus einem
anderen Kriegsgefangenenlager geliefert.Wir hatten die restlichen
Teile und die fertigen Schuhe herzustellen.Als Material dienten
uns hauptsächlich deutsche Tornister, deren einige die Jahreszahl
1871 trugen; alle stammten aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg.
Als Arbeitsnorm galten 6 Paar Schuhe, man konnte sie bei einiger
Geschicklichkeit erfüllen.
Bei der nächsten Untersuchung wurde ich wieder Dreier, blieb aber
in der Werkstätte, bis mangels Material die meisten von uns zu
anderen Kommandos gesteckt wurden.
Nach einigen kleineren Kommandos landete ich bei der Dachdecker-
Brigade, die derzeit das ganze Lager mit neuen Dächern aus Teer-
pappe und Holzschindeln versah.Diese Arbeit war bei schönem Wet-
ter erträglich.War keine Pappe da, so erzeugten wir Schindeln.
Eine selbstgebaute Maschine half uns dabei.An einem großen schwe-
ren Eisenrad waren exzentrisch in Richtung der Achse Holzstangen
befestigt, die am anderen Ende auf Pfosten beweglich gelagert wa-
ren.Das Rad konnte so durch je vier Mann bewegt werden.Eine lange
Eisenstange ebenfalls exzentrisch gelagert bewegte sich senkrecht
zur Achse hin und her.Sie trug an ihrem anderen Ende ein großes
Messer, das in dem Ausschnitt einer Eisenplatte erschien und ver-
schwand.Ein Mann drückte vorbereitete Holzklötze auf das Messer,
das von diesen die Schindeln abspaltete.Wir stellten, nachdem
wir eingearbeitet waren, bald mehr als zehntausend Schindeln täg-
lich her.Neben uns wurden auf eigenartige Weise Bretter gesägt.
Auf einem etwa 2,5 m hohen Gerüst lag ein Stamm horizontal.Ein
Mann stand über diesem Stamm auf dem Gerüst, ein anderer unter
ihm auf dem Boden.Beide bewegten senkrecht eine lange Säge und
zerschnitten den Stamm in Bretter.Es war eine außerordentlich
anstrengende Arbeit.
Unsere Schindeln wurden nach richtiger Dachdeckermanier verar-
beitet.



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