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Mittags lagen sie irgendwo umher, aßen ihr Brot und suchten
sich gegenseitig die Läuse aus den Haaren. Als Getränk dien-
te ihnen meist Flußwasser, das eine von ihnen in einem Kessel
kochte, sie nannten es "tschaj" (Tee). Wir kamen recht gut
miteinander aus. Sie waren erst vor kurzem meist sehr weit
von Kolchosen hergebracht worden und fanden ihre jetzige Ar-
beit viel schöner. Ähnlich wie wir hausten sie in Baracken ne-
ben unserem Lager, die von uns errichtet waren. Dieses Lager
sollte später noch mehr Russen aufnehmen, da man in dieser Ge-
gend Bauxitvorkommen festgestellt hatte. Zunächst galt es,eine
Unzahl von Pfeilern zu mauern und wir mußten uns gewaltig an-
strengen, wollten wir unsere Norm auch nur annähernd erfüllen.
Später ging es dann an Wände aus Ziegeln. Sie waren zum Teil
sehr stark und wir erreichten die Norm, indem wir die äußeren
Schichten hochzogen und den Hohlraum mit Brocken und Mörtel
gleich karrenweise ausfüllten. Man mußte bei diesem Verfahren
natürlich sehr vorsichtig sein, sonst konnte man einen Prozeß
wegen Sabotage an den Hals bekommen. Sämtlichen Mörteln wurde
Zement, meist in ziemlicher Menge, zugesetzt. Reinen Kalkmörtel,
selhst zum Verputzen, sah ich nirgends. Ich sah auch russiche
Frauen und Männer mauern, aber ihre Leistungen lagen qualitativ
und quantitativ meistens hinter den unseren. Auch auf dieser Bau-
stelle wurde eine russische Brigade von einer Kommission weggejagt
und ihr vorgehalten, die Deutschen könnten es viel besser, obwohl
sie fast alle keine gelernten Maurer seien. An einem anderen Ge-
bäude mauerten wir fast ausschließlich mit Schlackebetonsteinen
des Formats 40 x 20 x 20 cm. Sie waren sehr rissig und schwer,
doch war die Norm hier günstiger als bei Ziegeln und betrug etwa
120 Steine in acht Stunden. Man vertat allerdings viel Zeit mit
dem Anwerfen der Kanten, da diese sehr schmal waren. Es gab, wie
aus der Skizze ersichtlich, zwei Sorten.

 



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