Oberbayerische Forschunganstalt - Me 262 Leistungssteigerung
(Historisches Dokument vom 23.02.1945)

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Artikel "Unterirdische Flugzeugfabrik"

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Foto Messerschmitt Me 262-2a



Logo der Messerschmitt AG

In der "Oberbayerischen Forschunganstalt" - so nannte sich die Entwicklungs- und Fertigungsstelle der Messerschmitt AG in Oberammergau - wurde seit 1943 an der Leistungssteigerung des Strahl-getriebenen Jägers und Bombers "Me 262" für die deutsche Luftwaffe geforscht. Dieses Flugzeug war das weltweit erste militärische Düsenflugzeug und galt bei der nationalsozialistischen Führung als eine der "Vergeltungswaffen", die gegen Ende des 2. Weltkriegs noch eine Wende zugunsten Deutschlands bewirken sollten. Die Autoren Althoff und Macherle legten dazu am 23.02.45 - also weniger als drei Monate vor Kriegsende - ein elfseitiges technisches Dokument mit dem Titel "Me 262 Leistungssteigerung" vor, das als "Geheime Kommandosache" eingestuft war.

Dieses historische Dokument wird hier in Text- und Faksimile-Form wiedergegeben.

Foto Messerschmitt Me 262 im Testflug


Dokument "Me 262 Leistungssteigerung" vom 23.02.1945 in Textform


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Faksimile Seite 1

Obb. Forschunganstalt Oberammergau

Blatt 1 Ausfert. [unleserlich]

Me 262 Leistungssteigerung

[Stempel:]
Geheime Kommandosache!
1) Dies ist ein Staatsgeheimnis im Sinne des §88 RStGB.
2) [unleserlich]
3) [unleserlich]
4) [unleserlich]
5) [unleserlich]
6) [unleserlich]
[Ende Stempel]

Dieser Schriftsatz umfasst:

Seiten Text
Kurvenblätter
insgesamt Blätter

Evtl. im Laufe der Fertigstellung nötig werdende Änderungen behält sich die Firma vor.

.Ausfertigung

Oberammergau, 23.2.1945

OBB. FORSCHUNGSANSTALT
OBERAMMERGAU
Projektbüro

[unleserlich] A. Degel

Bearbeiter:

Althoff Macherle [unleserlich]



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Faksimile Seite 2

Obb. Forschunganstalt Oberammergau

Me 262 Leistungssteigerung

Blatt 2 Ausfert.:

Zweck dieser Zusammenstellung ist es, die Leistungssteigerungsmöglichkeiten und eine dadurch bedingte Entwicklungsreihe des Baumusters ME 262 aufzuzeigen.

Der Übersichtlichkeit wegen beschränkt sich die Betrachtung auf die erreichbaren Höchstgeschwindigkeiten.

Das Ergebnis zeigt deutlich, dass abgesehen von dem durch Verbesserung der Oberflächengüte, d.h. also bessere Fertigung und Beseitigung konstruktiver Unschönheiten, erzielbaren Geschwindigkeitsgewinn, der Einbau stärkerer Triebwerke in die derzeitige 262-Zelle durchaus noch lohnt.

Die in dieser Aufstellung als 5.Zustand bezeichnete Entwicklungsstufe verwendet, unter Inkaufnahme grösseren Umbauaufwandes, die z.Zt. bekannten Massnahmen zur Heraufsetzung der kritischen Mach-Zahl, d.h. also der Geschwindigkeit, bei der die Kompressibilität der Luft eine weitere Geschwindigkeitszunahme trotz Steigerung der Triebswerksleistung unmöglich macht. Als Mittel zu diesem Ziel sind deshalb ein stark gepfeilter Flügel, Einbau der Triebwerke in der Flügelwurzel sowie gepfeiltes Leitwerk als Hauptmerkmale angewandt.

Die auf diese Weise mit der zweimotorigen ME 262 erreichbaren Geschwindigkeiten unterscheiden sich kaum von denen, die mit einmotorigen Jägern erzielt werden. Damit ist gewährleistet, daß auf dem Gebiete des 2 mot. schweren Jägers mit den ihm eigenen Vorteilen ein Flugzeug vorhanden ist, welches der zu erwartenden gegnerischen Entwicklung erfolgreich entgegengestellt werden kann.



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Faksimile Seite 3

Obb. Forschunganstalt Oberammergau

Me 262 Leistungssteigerung

Blatt 3 Ausfert.:

Vorbemerkungen zu den Geschwindigkeitsleistungen.

Die Geschwindigkeiten des Ausgangszustandes, also des derzeitigen Serienflugzeuges mit Jumo 004 B Triebwerken sind in Bodennähe durch eine Vielzahlmessung und in 6000 m Höhe durch mehrere Flüge belegt.

Unter Verwendung der am 30.12.44 von Junkers als Ergebnis der neuesten Prüfstandsmessung herausgegebenen Schubkurve decken sich diese erflogenen Werte mit der Rechnung, in dem Geschwindigkeitsbereich, in dem noch kein Mach-Einfluß zu erwarten ist (Bodennähe). Da gemessene Standschübe sich mit den Angaben der Triebwerksfirma gut decken und ausserdem vorausgesetzt werden kann, daß der tatsächliche Höhenverlauf des Triebwerksschubes den Werten des Höhenprüfstandes entspricht, konnten auch bei den erreichten großen Machzahlen aus den erflogenen Geschwindigkeitswerten der Widerstand des Flugzeuges ermittelt werden.

Auf diesen Widerstandswerten aufbauend wurde für weitere Steigerung der Geschwindigkeit und damit höhere Machzahlen der Widerstand entsprechend der aus den Hochgeschwindigkeitsmessungen Me 262 bekannten Zunahme errechnet. Dabei ist die Oberflächengüte entsprechend der derzeitigen Ausführing vorausgesetzt. Damit werden die Rechenunterlagen bis zu einer Machzahl von 0,8 als genügend unterbaut angesehen.

Bei großen Machzahlen, wie sie bei Einbau des HeS 011 Triebwerkes zu erwarten sind, können die Widerstandswerte noch nicht als ausreichend gestützt angesehen werden. Unabhängig von der Me 262 Messung zur Kontrolle nach einem von der DVL vorgeschlagenen Verfahren ermittelte Widerstandswerte weichen zum Teil im positiven, zum Teil im negativen Sinne ab. Bei dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse muß diese Unsicherheit jedoch vorläufig in Kauf genommen werden. Schätzungsweise wird die Größenordnung der Geschwindigkeitsabweichung nicht mehr als 5 % betragen.

Für die Weiterentwicklungsstufen mit Einbau der Jumo 004 E und HeS 011 Triebwerke wurde bereits die Auswirkung der z.Zt. in Gang befindlichen Oberflächengütesteigerungs-Aktion in Rechnung gesetzt, wobei die Abschätzungen der erzielbaren Geschwindigkeitssteigerung an Hand der an verschiedenen Baumustern z.B. Me 109, Me 110, Me 410, tatsächlich im Fluge nachgewiesenen Gewinn erfolgte. Es wurden nur solche Änderungen betrachtet, deren Einlauf in die Serie gewährleistet ist. Der zellenseitige Gewinn durch Übergang auf die



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Faksimile Seite 4

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Me 262 Leistungssteigerung

Blatt 4 Ausfert.:

Hochgeschwindigkeitsausführung (5. Bauzustand) d. h. vor allen Dingen der Einfluß der starken Pfeilung, wurde entsprechend dem DVL-Rechenverfahren (Festlegung anlässlich des 1 TL-Jäger-Vergleichs vom 25.1.45) ermittelt und der sich ergebende Relativ-Unterschied auf die obige Rechnung übertragen.

Die Triebwerksschübe für Jumo 004 B wurden entsprechend Kurvenblatt SK 17911 vom 30.12.44., für Jumo 004 E entsprechend Kurvenblatt 109.004-2006.14 vom Jan.45 und für HeS 011 entsprechend Kurvenblatt 109.011 [unleserlich] vom 25.2.44 verwendet.



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Faksimile Seite 5

Me 262 Leistungssteigerung

1. Ausgangszustand: Serienflugzeug mit Jumo 004 B2/3

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Mittelwert aus 125 Serienflugzeugen
BAL.Mtt-AG mit auf Sollwert eingestellten Triebwerken.
843

700 800 900 1000 GESCHWINDIGKEIT [km/h]

Mit Serienflugzeugen mit z.Zt. vorhandener Oberflächengüte erflogene Werte.

Vergleiche Vorbemerkungen!



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Faksimile Seite 6

2. Zustand: Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche

durch Konstruktion: Beispiele

jetzt später

durch sorgfältige Herstellung: (Beispiel)

Hier kein Spalt für die [unleserlich]

Nasenleiste gut anpassen

[unleserlich]

[unleserlich]

Leitwerksträger sauber anpassen und spachteln

spachteln

[unleserlich] Sprungstelle sein

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ausgangszustand

700 800 900 1000 GESCHWINDIGKEIT [km/h]

Die Oberflächenverbesserung ist nur soweit berücksichtigt, als sie für die Serie durchführbar und in Vorbereitung ist.



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Faksimile Seite 7

3. Zustand: Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche und Triebwerk Jumo 004 E mit ca. 10% Schuberhöhung

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ausgangszustand

700 800 900 1000 GESCHWINDIGKEIT [km/h]



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Faksimile Seite 8

4. Zustand: Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche und Triebwerk He S 011A

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ausgangszustand

700 800 900 1000 GESCHWINDIGKEIT [km/h]



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Faksimile Seite 9

5. Zustand: Pfeilflügel mit neuem Triebwerkseinbau. Rumpf im Wesentlichen unverändert. Leitwerk gepfeilt oder V-Leitwerk.

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

Ausgangszustand

700 800 900 1000 GESCHWINDIGKEIT [km/h]

Triebwerk HeS 011A

Verbesserte Oberfläche wie Zustand 2.



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Faksimile Seite 10

Me 262 Leistungssteigerung

[Stempel:]
Geheime Kommandosache!
[Ende Stempel]

1. Serienflugzeug mit Jumo 004 B2/3

2. Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche

3. Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche und Treibwerk Jumo 004 E mit ca. 10% Schuberhöhung

4. Serienflugzeug mit verbesserter Oberfläche und Triebwerk He S 011A

5. Pfeilflügel mit neuem Triebwerkseinbau. Rumpf im Wesentlichen unverändert. Leitwerk gepfeilt oder V-Leitwerk. Triebwerk HeS 011 A.

Höhe [km] 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

1 2 3 4 5

800 900 1000 Vmax

Blatt [unleserlich] Ausfertig. Nr.



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Faksimile Seite 11

[Stempel quer:]
Gruppe Flugeigenschaften
[Ende Stempel]

Messerschmitt AG Augsburg

Übersicht

Me 262 Vorserie

[Stempel:]
Geheim!
[Ende Stempel]

12500

5°32'

4540

3830

3740

18.7.44 Selle

10605

3855

1520

zur Schwerpunktlage 12+29%lae

lae-1932

331

13°20'

3847

Hauptr. 840x300

Bugrad 560x160

Flügeleinstellw. 2°

Spurweite 2,538

1:100

[unleserlich]



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