Die unterirdische ehemalige Flugzeugfabrik in Oberammergau (Bayern)

Der mit Beton verschlossene Haupteingang

Home

Landkarte (des Bayerischen Landesvermessungsamts)

Rüstungsindustrie in Oberammergau im Zweiten Weltkrieg

"Me 262 Leistungssteigerung" (Historisches Dokument)

Planskizze Maßstab ca. 1:500

Amerikanischer Plan im Maßstab 1:2500

Luftaufnahme Winter 1944 / 1945

Fotoschau

Lage: Am südöstlichen Ortsrand von Oberammergau (Bayern),
im Nordwest-Hang des Bergs "Laber"

Geo-Koordinaten: Nord 47,59004 Grad, Ost 11,08323 Grad, Höhe: ca. 900m


Gut versteckt im Nordwest-Hang des Bergs "Laber" am südöstlichen Ortsrand des bayerischen Dorfs Oberammergau liegt eine geheimnisumwitterte ehemalige Flugzeugfabrik in einem unterirdischen Stollensystem aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Anlage war unter dem Tarnnamen "Cerusit" Teil des U-Verlagerungs-Programms (U für Untertage) der nationalsozialistischen Regierung. Die mächtigen Gänge wurden während des Kriegs unter der Regie der Nazis von ca. 500 Zwangsarbeitern in den Berg getrieben. Die Firma Messerschmitt AG nutzte sie als bombensichere Entwicklungs- und Fertigungsstelle für den Flugzeugbau des "Dritten Reichs". Nachdem alliierte Bomber die Produktionsanlagen in der Nähe von Augsburg ab 1943 gefährdeten, verlegte Messerschmitt Teile der Entwicklung von "Vergeltungswaffen" wie z. B. des strahlgetriebenen Bombers "Me 262" auf das weitläufige Gelände der ehemaligen "Hötzendorf"-Gebirgsjägerkaserne im Ortsteil "Sankt Gregor" von Oberammergau. Die unterirdischen Stollen im Laber waren Teil dieser sogenannten "Oberbayerischen Forschungsanstalt" und über eine Industrie-Eisenbahn mit ihr verbunden.

Nach dem Krieg wurde die Anlage von der amerikanischen Armee durchsucht und demontiert. Man sagt, die Amerikaner hätten vieles für die eigene Rüstungsentwicklung abtransportiert und weiterverwendet. Es wurde ein Plan im Maßstab 1:2500 der gesamten Anlage einschließlich des unterirdischen Teils angefertigt, offensichtlich auf Basis deutscher Unterlagen. Seit damals sind die Kavernen leer und verfallen langsam. Die ehemalige "Oberbayerische Forschungsanstalt" dient heute als Bundeswehrverwaltungsschule und NATO-Schule Oberammergau.

Erkundung im Stollen
Foto: Spiegel TV

Die sechs Eingänge münden nach ca. 10 Metern senkrecht auf einen großen Quergang von ca. 100 Metern Länge. Von diesem Quergang aus führen acht parallele Tunnels je 40 Meter tiefer in den Berg und treffen dort senkrecht auf zwei weitere Quergänge. Die Kavernen weisen an vielen Stellen einen Querschnitt von 6 x 5 Metern auf und sind zum Teil sogar noch mächtiger. Die Decken tragen zum Teil morsche Holzverkleidungen und Stromkabel. Modrige Holzplanken brechen teilweise herunter. Es gibt betonierte Gruben, manche mit Schrott gefüllt, Betontore, Türreste und Mauern. Der Boden ist an manchen Stellen großflächig betoniert. Die begehbare Ganglänge beträgt insgesamt über 600 Meter (siehe Planskizze, Maßstab ca. 1:500 ). Manche Einheimische wollen von einem Fluchtgang bis hinüber ins Loisachtal auf der anderen Seite des Laber wissen, dieser Gang konnte aber nie gefunden werden.

Die ursprünglich sechs Zugänge weisen deutliche Spuren von Sprengungen nach Kriegsende auf. Die Eingänge wurden dann mit Beton verschlossen, aber häufig von Abenteurern wieder aufgemeisselt und von amtlicher Seite erneut verschlossen. Alle paar Jahre wird ein Eingang geöffnet, damit der Bergtechnische Sachverständige des Bundes eine Inspektion durchführen kann.

Eine weitere unterirdische ehemalige Produktionsanlage der Messerschmitt AG, die U-Verlagerung "Ente", befindet sich bei Eschenlohe.



Beginn der Seite