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                  T s c h e r e p o w e z .


Von Entlassung war natürlich gar keine Rede und wir marschier-
ten schon anderentags in einer Riesenkolonne von etwa 400 Mann
in die bereits bekannte Stadt. Allzuviel hatte sich offenbar
nicht verändert, doch waren mehrere große Bauvorhaben begonnen
worden.
Wir hatten an einer Wohnhaussiedlung, aus einstöckigen Häusern
bestehend, zu arbeiten. Ich wurde wieder Maurer. Die Baustelle
war mit allen modernen Hilfmitteln und Maschinen ausgestattet.
So hatte jedes Haus bei einer Frontlänge von 30 Metern zwei sehr
praktische elektrische Materialaufzüge. Förderbänder standen in
großer Zahl zur Verfügung. Die Ziegel transportierte man über
sehr große Entfernungen heran. Um sie in das obere Stockwerk zu
bringen, bediente man sich einer Art von Gitterkäfigen. Sie hat-
ten kleine Räder, auf denen sie zu den Aufzügen gerollt wurden.
Auf dem Gerüst konnte man sie mit einer sinnreichen Hebeleinrich-
tung kippen und die Steine lagen griffbereit da. Der Einsatz an
Menschen und Fahrzeugen war erstaunlich.Es handelte sich bei die-
sen Bauvorhaben um Schwerpunkte des Fünfjahresplanes.
Wieder arbeiteten wir nach Norm, die - je nach Mauerstärke für
uns bei 1 200 bis 1 600 Steinen für acht Stunden lag. Im ersten
Stockwerk wiesen die Außenmauern noch eine Stärke von 60 cm auf.
Es kam einmal vor, daß eine ganze russische Maurerbrigade von
einer Kommission weggejagt wurde und man deutsche Kriegsgefangene
ansetzte, die zum größten Teil ihr Handwerk erst in Rußland er-
lernt hatten. Dennoch arbeiteten sie sauberer und besser als die
Russen.
Nach einigen Tagen erlebten wir beim Abmarsch eine Überraschung.
Wir überquerten einen sehr langen und breiten Graben, den andere
Kameraden ausgehoben hatten. Dabei waren sie auf einen Friedhof
aus der Zeit das ersten Weltkrieges gestoßen und hatten Hunderte
von damals verstorbenen deutschen Gefangenen ausgegraben. Überall
sah man Schädel und andere Knochen herumliegen oder aus den Gra-
benwänden ragen.



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