Geotop-Beschreibung des Bayerischen Landesamts für Umwelt
Text und Fotos: Herbert Thiess, München, © 2008
Lage: 1,5 km nordöstlich von Neubeuern, Oberbayern
Geo-Koordinaten:
Nord 47,77844 Grad, Ost 12,15769 Grad, Höhe ca. 500m
Im oberbayerischen Inntal bei Neubeuern liegt eine besondere geschichtliche und geologische Sehenswürdigkeit: Das Geotop "Mühlsteinbruch Hinterhör". Mit seinen charakteristischen Abbauspuren ist dieser historische Steinbruch ein eindrucksvolles Denkmal der Wirtschafts- und Technikgeschichte aus fast 400 Jahren. Geologisch handelt es sich hier um eine ca. 28 Meter mächtige Schicht aus Sandstein des Helvetikums.
Bei der Gewinnung der Mühlsteine von Hand kam eine spezielle Technik zum Einsatz. Zunächst wurde von Steinhauern während ca. 2 Wochen eine Rinne in der beabsichtigten Form gemeisselt. Der so vorgeformte Mühlstein wurde dann mit Hartholzkeilen abgesprengt. Die ausgetrockneten Keile schlug man in die Rinne ein und begoß das Holz mit Wasser, was sie zum Quellen brachte und nach einigen Tagen den Mühlstein vom Felsen absprengte. Der jahrhundertelange Betrieb hat eine große künstliche Halbhöhle unter einem Überhang geschaffen. Die gewonnenen Rundlinge wurden behauen und mit einem Achsloch versehen. Dann folgte der mühsame Transport der schweren Steine zum ca. 2 km entfernten Inn, wo sie auf Lastkähne verladen und verschifft wurden. Viele Mühlen im weiten Umkreis setzten die Mühlsteine aus Hinterhör bei ihrer Arbeit ein.
Ein verwittertes Schild erzählt dort:
In den Jahren 1489 bis 1860 wurden hier Mühl- und Schleifsteine geschlagen mit Spitzeisen und Meißel.
Arbeiter trieben Buchenklötze in die Löcher und begossen sie mit Wasser, das Wasser ließ das Holz anschwellen
und somit wurden die Steine von der Wand gesprengt. Dynamit gab es damals noch nicht.
Die Innschifferei verfrachtete dieses gefragte 'Beuerer' Produkt und trug es in alle Welt.